Ankunft

Schon wieder ein neuer Ort, andere Gerüche, fremde Geräusche. Der vertraute Arm, auf dem ich bisher gelegen habe, verschwindet.

Ich höre Stimmen. Sie reden über mich. Sie planen etwas.

Ganz plötzlich bin ich bei einer fremden Person. Es ging so schnell.

Ich habe Angst. Alles, was ich kannte, ist weg. Schon wieder.

Eine Hand streichelt sanft über mein Fell.

Dieser neue Mensch, er spricht mit mir, berührt mich, aber bedrängt mich nicht.

Ganz unsicher bin ich, was ich tun soll, aber ich bin auch müde, und ich spüre keine Gefahr.

Erschöpft schlafe ich ein.

Als ich aufwache hat sich nichts verändert. Ich liege immer noch zusammengerollt auf dem Schoß, die nicht mehr ganz so fremde Hand ist bei mir. Ich schmiege mich an, suche Nähe, aber ich darf entscheiden.

Ich werde unruhig, möchte aufstehen, mich bewegen, meine Blase leeren. Sofort werde ich nach draußen getragen und auf den Boden gesetzt.

Wir sind vor einer Taverne, die Sonne scheint warm auf mein Fell, und ich höre das Meer.

Es riecht gut, mit der Nase dicht über dem Boden laufe ich herum, genieße die Bewegung und erkunde die Umgebung.

Ich werde gerufen, zumindest glaube ich, dass ich gemeint bin. Der Mensch von eben hockt auf dem Boden, lockt mich mit leiser Stimme. Ich rieche Futter und Wasser.

Mein Magen knurrt, ich habe gar nicht gemerkt wie hungrig ich bin, aber ich bin unsicher.

Was wird mit mir passieren?

Doch mein Hunger gewinnt, ich muss fressen.

Schnell schlinge ich alles in mich herein, stecke mein Gesicht in den Wassernapf. Das tut gut.

Die ganze Zeit wird mit mir gesprochen, ich werde mit zärtlichen Worten bedacht, und die Stimme entspannt mich.

Bisher ist nichts passiert, dass mir nicht gefallen hat.

Ich kenne laute Stimmen, wurde bereits weggescheucht und musste alleine schlafen, ich hatte immer Hunger und war einsam.

Die Stimme bleibt freundlich, fordert mich auf zu folgen und entfernt sich langsam von mir.

Wieder lässt sie mir die Wahl.

Mit etwas Abstand laufe ich hinterher, passe auf, dass ich nicht getreten werden kann.

Wir gehen an den Strand.

Der Sand ist warm unter meinen Füßen, aber die Luft wird kühler. Die Sonne geht unter, und ich muss mir einen geschützten Platz für die Nacht suchen.

In einiger Entfernung sehe ich Bäume, und der Mensch geht darauf zu. Vielleicht möchte er mir eine Schlafstelle zeigen, also folge ich.

Das Laufen im Sand ist anstrengend, und ich werde immer müder.

Wir kommen an einem Zelt an. Ein Handtuch wird hingelegt, daneben steht eine Schüssel mit Wasser. Dort soll ich schlafen? Dort darf ich schlafen?

Ist es sicher für mich?

Ich trinke und sehe mich um, der Mensch legt sich in einen Schlafsack.

Vorsichtig schnuppere ich daran. Mir gefällt der Geruch, und ich vermisse die Wärme eines Körpers beim Schlafen. Ich bin nicht gerne allein, aber ich mag auch nicht eingesperrt sein.

Ich darf mich entscheiden, es gibt weder eine Hand, die mich festhält noch einen Strick, der mich anbindet, nur mein Bedürfnis nach Nähe und Schutz.

Vorsichtig kuschle ich mich an den Kopf des Menschen. Es riecht so gut.

Ein Geräusch erschreckt mich, aber direkt vor mir ist die große Öffnung des Schlafsackes. Instinktiv suche ich Schutz und krabble hinein.

Jetzt in diesem Moment fühle ich mich sicher und schlafe ein mit dem Geruch des Menschen in der Nase, warm und geborgen.

2 Gedanken zu „Ankunft

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