Mahlzeit

Angst, Verunsicherung, Ungewissheit – gemeinsame Mahlzeiten.
Ist etwas dabei, was ihm nicht schmeckt, aber uns Kindern? Hatten wir uns sogar etwas gewünscht?
Welches Verhalten wird heute von uns erwartet?
Dürfen wir reden?
Sind wir zu still und antworten nicht richtig? Ist das jetzt frech?
Geben wir die falsche Antwort, passt der Tonfall nicht, waren wir doch nicht dran?
Bloß nicht kleckern oder zu laut kauen.
Wie ist die Stimmung? Alkohol? Müde? Oder ist die Laune gut?
Es gibt niemals Sicherheit.
Er hat getrunken und zu wenig Schlaf bekommen. Ich möchte unsichtbar werden.
Irgendetwas werde ich falsch gemacht haben, wenn nicht heute, dann gestern oder letzte Woche.
Schlechtes Gewissen und Scham geben sich die Hand, wenn mein Bruder im Mittelpunkt steht und bestraft wird und ich deswegen erleichtert bin. Ich sollte ihn verteidigen, manchmal tue ich es, aber ich traue mich nicht immer. Die Konsequenzen sind bekannt – Hunger und Isolation.
Habe ich noch Essen in meinem Zimmer, bin ich verabredet, habe ich mich auf etwas gefreut, oder spielt das alles keine Rolle, denn da war wohl etwas in meinem Gesicht. Jetzt muss ich auch aufstehen, darf die nächsten 14 Tage nur für die Schule mein Zimmer verlassen und werde oft hungrig bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert